In manchen Dörfern gibt es nicht einmal Handyempfang. Im thüringischen Martinfeld sind sogar die Straßenlaternen smart – dank des Technikhändlers Alpha-Omega-Technology
(Capital – Innovativste Unternehmen 2024, 22.02.2024)
Als Jan Bose an diesem Januarmorgen auf die Straße tritt, liegt die Außentemperatur bei minus 3,1 Grad Celsius, die Bodenfeuchte bei 4,1 Prozent, und der Pegelstand des Bachs Rosoppe beträgt 9,7 cm. Der letzte Blitzeinschlag liegt fast drei Monate zurück. Wahrscheinlich hätte der 46-jährige den dicken Wintermantel und festes Schuhwerk auch dann angezogen, wenn er nicht zuvor die Daten abgerufen hätte. Ein Blick aus dem Fenster hätte genügt. Dennoch erfüllen die Werte einen wichtigen Zweck: Bose kann damit seine Kunden davon überzeugen, dass seine Produkte halten, was sie versprechen.
„Das hier ist die Wetterstation, die auch die Temperatur misst“, erklärt Bose im Videotelefonat. Er richtet seine Handykamera auf eine Box mit einem Windmessgerät, das an einer ampelhohen Stange wenige Meter von der Firmenzentrale entfernt befestigt ist. Das Kästchen schickt die Daten direkt an eine Website. Bose kann sie von überall auf der Welt einsehen.
Der Wirtschaftsingenieur ist Gründer und Geschäftsführer der Alpha-Omega-Technology, kurz AOT. Das Unternehmen berät Kommunen und Firmen bei der Einführung sogenannter IoT-Lösungen und liefert die passenden Produkte. IoT steht für Internet of Things. Ein großer Teil der AOT-Artikel sind Sensoren, die Daten erfassen und kabellos in Echtzeit an elektronische Geräte schicken. Sie ermöglichen den Käufern Dinge „smart“ zu machen, wie es umgangssprachlich heißt: beispielsweise eine Straßenlaterne, die per Funk mitteilt, wann die Birne voraussichtlich gewechselt werden muss, oder ein Steuergerät, das je nach Außen- und Innentemperatur Belüftung und Heiztemperatur in einem Gebäude anpasst. Selbst Straßenbelag kann schlau gemacht werden: Dank Echtzeitmessung der Oberflächentemperatur ist etwa der Winterdienst in der Lage abzuschätzen, wieviel Streugut benötigt wird.
32.000 Messungen mit einer Ladung
Der Bedarf nach smarten Lösungen ist in den vergangenen Jahren so stark gewachsen, dass AOT mittlerweile 17 Mitarbeiter hat und 2023 einen Umsatz von 6,8 Mio. Euro erwirtschaftete. Im Gründungsjahr 2017 waren es noch rund 60.000 Euro.