Mit Dübeln ist Fischer groß geworden. Inzwischen setzt das Familienunternehmen auf nachwachsende Rohstoffe. Dabei geht es den Schwaben nicht nur um die Umwelt: Es macht sich bezahlt
(Capital 02/2020)
Wenn Marc-Sven Mengis erklären soll, wie das bei ihnen im Schwarzwald mit der Nachhaltigkeit funktioniert, zieht er eine Schraube aus der Hosentasche. Der Geschäftsführer der Fischerwerke, 41, groß gewachsen, kurze, schwarze Haare, lang gezogenes schwäbisches Ä auf der Zunge, balanciert die Schraube zwischen Daumen und Zeigefinger. Sie ist wenige Zentimeter lang, ein paar Gramm schwer und sieht aus wie, nun ja, eine handelsübliche Schraube. Da soll nun das Geheimnis der Nachhaltigkeit drinstecken?
„In der Menge schon“, sagt Mengis. Und erklärt den Clou: Der Schaft, das Schraubenkernstück unter dem Gewinde, wurde von 3,6 auf 3,2 Millimeter verengt. Klingt unerheblich, bedeutet für den Großproduzenten Fischer aber eine Materialeinsparung von 43 Tonnen im Jahr – und nebenbei eine Kostenreduzierung von exakt 222.600 Euro. Mengis lächelt. So, sagt sein Gesichtsausdruck, geht Nachhaltigkeit im Schwarzwald.
Der Ortsteil Tumlingen der 6000-Einwohner-Gemeinde Waldachtal ist vielleicht nicht der erste Ort, der einem einfällt, wenn man an verantwortungsbewusstes Wirtschaften im Sinne der ESG-Kriterien denkt – das englische Kürzel steht für Umwelt (Environment), Soziales (Social) und Unternehmensführung (Governance). Doch die traditionsreichen Fischerwerke, die hier seit 1948 sitzen, mit 5200 Mitarbeitern, Niederlassungen in 35 Ländern und zuletzt 864 Mio. Euro Jahresumsatz, wurden für ihre Initiativen im ESG-Bereich im vergangenen Jahr mit dem deutschen Nachhaltigkeitspreis für Großunternehmen ausgezeichnet.