Warum wächst die Wirtschaft bei unseren Nachbarn aber in Deutschland nicht?
Italien, Großbritannien und Frankreich waren zuletzt bekannt für politische Instabilität, Streiks und schwache Konjunktur. Jetzt wächst dort die Wirtschaft anders als in Deutschland. Woran liegt das?
(Capital+, 26.09.2024)
Die Nachrichten zur deutschen Konjunkturentwicklung waren in den vergangenen Monaten von Gefühlen geprägt, die viele Deutsche jahrelang verdrängt hatten: Niederlage und Neid. Schon Anfang des Jahres stellte Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) fest: „Deutschland fällt zurück, weil das Wachstum ausbleibt“. Wirtschaftsjournalisten schrieben wieder vom „Kranken Mann Europas“ und die Konjunkturprognose des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) im Mai stand unter dem Titel: „(Fast) alle wachsen, Deutschland nicht.“
Tatsächlich hatte sich in Deutschland über Jahre eine Zuversicht gebildet, besser zu sein als die Anderen. Kein Globalisierungsverweigerer wie Brexit-Britain. Kein ewiger Pleitegeier wie Italien. Kein Dauerstreikland wie Frankreich. Zwischen 2010 und 2019 wuchs die deutsche Wirtschaft im Schnitt um 1,9 Prozent. In der Eurozone lag das Wachstum gerade mal bei 1,4 Prozent.
Dämmt die Cannabis-Legalisierung wirklich den Schwarzmarkt ein?
In Kanada hat die Legalisierung von Marihuana den illegalen Handel deutlich reduziert. Doch in Deutschland sehen Experten da Probleme
(Capital.de, 12.04.2024)
Der Schwarzmarkt für Cannabis muss weg. Und die bisherigen Methoden funktionieren nicht. Da sind sich sogar die Ampelpolitiker einig. Kein Wunder also, dass Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) die Legalisierung als das Heilmittel gegen den Schwarzmarkt anpreist. „Im Rahmen dieser Legalisierung drängen wir den Schwarzmarkt zurück“, wiederholte der Minister so und anders in einer Bundestagsdebatte im Winter.
Seine Argumentation: Mit weniger Schwarzmarkt gelange auch weniger Gras in die Hände von Kindern und Jugendlichen. Das Gras sei reiner, der Konsum lasse sich besser überwachen, heißt es immer wieder aus den Reihen der Befürworter. Die Legalisierung scheint also ein logischer Schritt, um den unkontrollierten Verkauf einzudämmen. Aber klappt das?
Deutschland – Europas No-Powerhouse
Das deutsche Geschäftsmodell beruhte auf billiger Energie und einer friedlichen Welt, die kooperiert. Seit dem Krieg ist es in seinen Grundfesten erschüttert. Deutschland muss sich auf eine neue Ära einstellen
(Titel Capital 09/2022)
Die Briten waren schon immer kreativ darin, Namen für Deutschland zu finden. Während der Weltkriege nannten sie Deutsche abfällig Krauts, zu Beginn des Jahrtausends das Land „The sick man of Europe“. 2010 wurde aus Deutschland das „Powerhouse“ Europas. Zwölf Jahre ist es nun her, dass der britische „Economist“ Deutschland eine Zeit des Wohlstands vorhersagte, mit der sich kein anderes Land in Europa würde messen können.
Und so war es an der Zeit, dass sich die Briten wieder über ihren Nachbarn beugen – und der „Economist“ tat es spöttisch, mit einem Märchen der Gebrüder Grimm, das hierzulande kaum bekannt ist. Es geht um den Ziegenhirten Karl Katz, der in einer Höhle in einen tiefen Schlaf fällt. Als er aufwacht, stellt er fest, dass Jahre vergangen sind – und er die Welt nicht wiedererkennt. Continue Reading
Weitere Zinserhöhungen: Übertreibt die EZB?
Die EZB hat angekündigt, die Zinsen weiter zu erhöhen, um die Inflation im Zaum zu halten. Doch das könnte auch die Rezession befeuern. Gehen die Zentralbanker womöglich zu weit?
(Capital.de, 16.09.2022)
Sprit für mehr als 2 Euro je Liter, immer höhere Abschlagszahlungen für Strom und Gas und Kebab zum Wiener-Schnitzelpreis lassen mittlerweile so ziemlich jeden in Deutschland die hohe Inflation spüren. Ökonomen prognostizieren, dass sie Anfang kommenden Jahres schon bei elf Prozent liegen könnte. Da scheint es nur konsequent, wenn EZB-Chefin Christine Lagarde fordert, „wir müssen mit den Anhebungen fortfahren“, und nach der letzten Zinserhöhung bald weitere Zinsschritte in Aussicht stellt.
Denn in der Theorie funktioniert Geldpolitik genau so: Zinsen rauf, Inflation runter; Zinsen runter, Inflation hoch. Die Logik ist simpel: Bei höheren Zinsen gibt es weniger Kreditanträge und mehr Anreize zu sparen. Also kaufen und investieren Menschen und Unternehmen weniger. Die Preise steigen nicht weiter. Die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer verzichten auf hohe Gehaltsforderungen. Dann müssen Unternehmen auch ihre Preise nicht anheben. Wenn es so läuft, sind Zinsschritte das Heilmittel gegen die Inflation.
Über Sinn und Unsinn der Schuldenbremse
In Deutschland ist eine erregte Debatte über die Schuldenbremse entbrannt. Was sind die Argumente für diese Fiskalregel? Was spricht gegen sie?
(Capital+, 06.02.2021)
Die Äußerung von Kanzleramtschef Helge Braun in einem Gastbeitrag im Handelsblatt, die Schuldenbremse in den kommenden Jahren nicht einzuhalten, hat die Debatte um die deutschen Schuldenregeln aufs Neue entfacht.
Dabei geht es nicht darum, jetzt in der Krise zu sparen. Das wäre ökonomisch töricht, weil es den Aufschwung ausbremsen würde. Es geht um die Frage, wie schnell der deutsche Staat nach der Krise wieder sparen sollte, und ob man die Schuldenbremse nach der Krise in ihrer jetzigen Form wieder aktivieren sollte. Sie beschränkt die strukturelle Neuverschuldung Deutschlands jährlich auf 0,35 Prozent des deutschen Bruttoinlandsprodukts (BIP).
Seitenwechsel
Zahlen Immobilienkäufer weniger, wenn Verkäufer die Maklergebühren tragen?
(Die ZEIT 11/2019)
Wohnraum in Deutschland muss wieder erschwinglich werden. Da sind sich Union und SPD einig und haben schon im Koalitionsvertrag beschlossen, Familien beim Immobilienkauf zu fördern. Es scheint also nur konsequent, dass Bundesjustizministerin Katarina Barley (SPD) fordert: Die Maklergebühr soll in Zukunft der Besteller des Maklers, also der Verkäufer, zahlen. So sollen Käufer von den Zusatzkosten beim Haus- und Wohnungskauf entlastet werden.
In der Tat zahlen Haus- und Wohnungskäufer neben dem Immobilienpreis viele weitere Gebühren: je nach Bundesland 3,5 bis 6,5 Prozent Grunderwerbssteuer, etwa 0,5 Prozent für den Grundbucheintrag und etwa ein Prozent Notargebühren. Den größten Teil der Nebenkosten machen aber meist die Maklergebühren aus. Zwar sind Makler keine Pflicht, in der Praxis kommen sie aber doch meist zum Einsatz. Auf dem Online-Portal ImmobilienScout24 kamen 2016 über 60 Prozent der Inserate von Maklern. Sie helfen bei der Vermittlung und verlangen für ihren Service sechs bis sieben Prozent des Kaufpreises. Diese Gebühr teilen sich Käufer und Verkäufer in den meisten Bundesländern. Doch ausgerechnet in den teuren Stadtstaaten sowie in Hessen und in Brandenburg ist es üblich, dass Käufer die komplette Courtage zahlen. In Berlin beträgt sie für den Kauf einer durchschnittlichen 75-Quadratmeter-Wohnung 18.500 Euro. Dafür könnten Käufer eine ähnliche Wohnung in Berlin zwei Jahre lang mieten.
So nicht, Herr Minister
Entwicklungsminister Müller möchte Afrika den Handel mit der EU erleichtern. Dabei braucht es Investitionen
(Die Zeit 34/2018)
Die Forderung von Bundesentwicklungsminister Gerd Müller (CSU) klingt erst mal so, als könnte man ihr nicht widersprechen. Vergangene Woche forderte er von der EU: “Öffnet die Märkte für alle afrikanischen Güter.” Insbesondere landwirtschaftliche Produkte müssten zoll- und quotenfrei eingeführt werden können. Nur so könne sich der Kontinent in eine Wachstumsregion verwandeln, sagte Müller der Welt.
Europäische Politiker sind wieder zu Verfechtern des Freihandels geworden, seit US-Präsident Donald Trump vermehrt Zölle auf ausländische Produkte erlässt. Denn Freihandel garantiert der EU trotz aller Probleme wirtschaftliche Stärke. Müllers Logik leuchtet daher erst mal ein: Gibt es mehr Freihandel, sollte auch Afrikas Wirtschaft stärker wachsen. Continue Reading