Inflationsrate sinkt unter acht Prozent: Dem Basiseffekt sei Dank
Die Inflationsrate ist im März um 1,4 Prozentpunkte zurückgegangen – was vor allem am starken Anstieg im vergangenen Jahr liegt. Auf normale Teuerungsraten wird das Land noch länger warten müssen
(Capital.de, 30.03.2023)
Lang wurde sie versprochen, nun scheint sie endlich da zu sein: die Trendwende bei der Inflation. Denn mit einem Plus von voraussichtlich 7,4 Prozent im März sind die Preisanstiege gegenüber dem Vorjahr nicht nur niedriger als im Februar, als sie noch 8,8 Prozent betrugen. Erstmals seit August liegt die Inflationsrate überhaupt wieder unter 8 Prozent.
Ein Grund, warum die Inflation gerade jetzt diesen großen Sprung zurück macht, ist, dass sie im vergangenen März so stark gestiegen war – der sogenannte Basiseffekt. Damals lag die Inflation bei 7,3 Prozent nach noch 5,1 Prozent im Februar 2022.
So kommen Ökonomen auf elf Prozent Inflation
Drei Prozent Inflation hatten Ökonomen einmal für 2022 vorausgesagt. Heute liegt die Teuerungsrate doppelt so hoch und sie wird laut Experten noch einmal deutlich steigen. Aber was treibt die Preise in diese Höhen? Und wann ist der Gipfel erreicht?
(n-tv.de, 17.09.2022)
Es ist gar nicht so lange her, da wurden Inflationsraten um die drei Prozent als hoch bezeichnet. Die Konjunkturforscher des Ifo-Instituts taten es zuletzt im Dezember 2021. Damals prognostizierten sie eine Inflationsrate von 3,3 Prozent für das gesamte Jahr, ausgelöst von Lieferengpässen, getrieben durch Energie- und Rohstoffpreisen.
Diese Zeiten sind nun endgültig vorbei. Der Leiter des Ifo-Zentrums für Konjunkturprognosen, Timo Wollmershäuser, und seine Kollegen erwarten eine Inflation von elf Prozent im ersten Quartal 2023. Doch wie kommen sie auf diesen hohen Wert? Continue Reading
Ökonomen zu Milliarden-Plänen So lassen sich die Ampel-Ideen finanzieren
Die Ampel-Koalition plant große Investitionen – unter anderem in Infrastruktur, Digitalisierung und Klimaschutz. Doch die Finanzlage des Bundes lässt dafür wenig bis gar keinen Spielraum. Ökonomen machen Vorschläge, wie die Schuldenbremse zu umgehen ist.
(n-tv.de, 23.10.2021)
Nur drei Wochen nach der Bundestagswahl sind sich die drei ehemaligen politischen Kontrahenten offenbar so einig wie nie. So zumindest wirkte es, als Vertreter der Parteispitzen von SPD, Grünen und FDP am Freitag das Ergebnis ihrer Sondierungsgespräche vorstellten. Man stimme darin überein, dass “Deutschland einen Aufbruch braucht” und fühle sich gemeinsam “dem Fortschritt verpflichtet”, heißt es im gemeinsamen Sondierungspapier. Olaf Scholz spricht schon vom “größten industriellen Modernisierungsprojekt seit wahrscheinlich über 100 Jahren”.
Dazu gehören ein höherer Mindestlohn, ein unbedingtes Bekenntnis zum 1,5-Grad-Ziel für Deutschland, ein gesichertes Rentenniveau sowie Zukunftsinvestitionen in Klimaschutz, Digitalisierung, Bildung und Forschung sowie die Infrastruktur.
Modern Monetary Theory: Geld ohne Ende
Ein Staat mit eigener Währung kann nicht zahlungsunfähig werden, sagen Vertreter der Modern Monetary Theory. Doch wie soll das funktionieren?
(Capital+, 30.11.2020)
Die globalen Schulden steigen derzeit auf neue Höchststände. Finanzminister Olaf Scholz plant für 2020 mit einem Rekorddefizitdefizit von 218 Mrd. Euro. Die USA haben allein bis Oktober 3,1 Billionen US-Dollar Miese gemacht. Da stellen sich viele die Frage, wer die Schulden je bezahlen soll. Die Ökonomin Stephanie Kelton hat darauf eine verlockende Antwort. „Für Staaten, die ihre eigene Währung haben, ist die Zahlungsfähigkeit grenzenlos“, sagte sie im Capital-Interview.
Die Professorin für Volkswirtschaftslehre an der Stony Brook Universität in den USA und ehemalige Beraterin des demokratischen US-Senators und ehemaligen Präsidentschaftsbewerbers Bernie Sanders nimmt damit nicht nur vielen Menschen die Angst vor hohen Staatsschulden. Sie eröffnet Politikern ganz neue Möglichkeiten. Der Staat könnte ohne Geldsorgen schließlich Ideen wie einen Green New Deal und eine Job-Garantie für alle finanzieren. Und das, ohne den Menschen das Geld durch Steuern vorher wegzunehmen. Er könne es einfach selber drucken. Continue Reading
Helene Amalie Krupp und Aletta Haniel: Die eisernen Ladys
Helene Amalie Krupp und Aletta Haniel wurden früh zu Witwen. Sie übernahmen die Geschäfte ihrer Männer, bauten sie aus – und schufen so die Grundlagen für drei Weltkonzerne
(Capital 02/2021)
Der Aufstieg des Ruhrgebiets zum Industriezentrum Deutschlands beginnt mit zwei Frauen und einer Ladung Kaffee. Es ist 1796, und fünf Ballen Kaffee – fast eine halbe Tonne – müssen es irgendwie um die Welt schaffen: über die Ozeane zu den Häfen Europas bis in ein Geschäft am Essener Flachsmarkt. Und das just zu einer Zeit, in der Frankreich sich unter Napoleon halb Europa einverleibt und viele Handelswege versperrt sind. Diesen Transport zu organisieren erfordert äußerstes Geschick und verlässliche Handelspartner. Vielleicht bedient sich die Essener Kauffrau Helene Amalie Krupp im April 1796 auch deswegen der Dienste einer erfahrenen Spediteurin aus Ruhrort. Ihr Name: Aletta Haniel.
Die Transaktion ist einer der ersten Belege für die Geschäfte zwischen zwei Familien, die das Ruhrgebiet in den kommenden Jahrhunderten prägen werden wie wenig andere. Die Krupps und die Haniels werden Zechen errichten, Koks herstellen und in Hochöfen verfeuern, Dampfmaschinen bauen und Tausende Menschen in die Region locken. Und so ähnlich die Geschichten der Industriellenfamilien verlaufen werden, so ähnlich beginnen sie auch: mit zwei Frauen, ohne die es die Unternehmen vielleicht nie gegeben hätte. Continue Reading
Wie das “Vollgeld” Bankenkrisen verhindern soll
Die Schweizer haben heute über ein neues Geldsystem abgestimmt – und lehnen es laut Hochrechnungen mehrheitlich ab. Das umstrittene Konzept würde die Finanzwelt revolutionieren.
(Tagesspiegel, 10.06.2018)
Woher unser Geld kommt, wusste Hansruedi Weber bis vor zehn Jahren selbst nicht. Dabei hatte der ehemalige Primarschullehrer schon Volkswirtschaftslehre und Philosophie studiert. Doch erst 2007 fand er heraus: „Das meiste Geld machen die Geschäftsbanken selbst.“ Und ihm fiel auf, dass das kaum jemand wusste. „Die Bürger werden belogen“, sagte sich Weber. Und wurde Präsident des „Vereins für Monetäre Modernisierung“.
Weber und sein Verein sind die Initiatoren einer Abstimmung an diesem Sonntag in der Schweiz über das Geldsystem. Ihr Ziel: Alles Geld soll in Zukunft von der Zentralbank kommen. Denn tatsächlich schöpfen die Schweizer Geschäftsbanken bislang einen Großteil des Geldes selbst, genauso wie die meisten Geschäftsbanken weltweit. Die Europäische Zentralbank (EZB) lässt zwar die Euro-Noten drucken und die Münzen prägen. Doch Bargeld macht nur 14 Prozent der Euro-Bestände aus. Die restlichen 86 Prozent sind Zahlen in den Computern der Banken, sogenanntes Buchgeld.
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